29. Dezember 2013
von Henri Koblischke
Keine Kommentare

Absteiger des Jahres 2013

Das Jahr 2013 war nicht nur Gelegenheit zum Aufsteigen, es wimmelte auch von Absteigern.

So trat Bundesbildungsministerin “Dr.” Annette Schavan im Februar zurück. Wieder einmal verschwand ein Mitglied des Kabinetts Merkel in der Versenkung. Ausgerechnet die Frau, die “Dr.” von und zu Guttenberg mit boshaft-hämischem Lächeln strafte, verlor nun ihren Doktortitel. Dem boshaften Beobachter mag es nur logisch erscheinen, dass das Volk der Dichter und Denker (oder zumindest in diesem Fall wohl nicht mehr) in den PISA-Studien mäßig abschneidet, bei dem Vorbild, das unsere Politiker abgeben.

Wem der Name noch geläufig ist – Mohammed Mursi war einmal ägyptischer Präsident, bis ihn die Armee im Sommer dieses Jahres prompt absetzte. Das löste heftige Diskussionen aus, nicht darüber, dass Mursi nun weg ist, sondern vielmehr, ob der Militärputsch angebracht war oder nicht. Mit Mursi flog nicht nur ein Mann aus dem höchsten Staatsamt, sondern gleich eine ganze Bewegung in die Bedeutungslosigkeit. Die Muslimbrüder, maßgeblich am Mubarak-Sturz beteiligt, ergriffen die Macht. Die Macht ist nun weg, die Muslimbrüder verboten und unterdrückt.

Die Chancen einer Kartoffel eines Tages auf den Mars zu fliegen liegen bei nahezu Null. Vergleichbar mit Peer Steinbrücks Chancen Kanzler zu werden. Sein ungefähr ein Jahr andauerndes Trauerspiel lehrt vieles. So sollte eine Partei a) nie jemanden zum Spitzenkandidaten für das wichtigste Staatsamt machen, wenn sie mit ihm, seiner Vergangenheit oder politischen Ausrichtung ein Problem hat oder inkompatibel ist. Zudem ist es ratsam b) vor einem solchen Schritt grundlegende Organisationsfragen zu klären. Doch es gibt auch externe Gründe für Steinbrücks Scheitern wie die c) Medien, die nur auf das nächste vermeintliche Fettnäpfchen stürzten, wobei ihnen Steinbrück hervorragend half. Für diesen war es ein frustrierendes Jahr. Niemand gestand ihm Chancen zu. Bitter.

Vielleicht tröstet es ihn, dass auch eine Reihe von Ministern das Jahr mit eher negativen Gefühlen Revue passieren lasen. Ramsauer ist rausgeflogen, Friedrich hat kein bedeutendes Ressort und auch de Maizière wurde zurückgestuft.

Auch der vermeintlich mächtigste Mann der Welt kann mal einen schlechten Tag erwischen. US-Präsident Barack Obama erwischte gleich ein ganzes schlechtes Jahr. Aus deutscher Sicht fing es gar nicht so schlecht an. Obama besuchte zum ersten Mal Berlin. Wo er schon da war, hielt er einen Appell auf die deutsch-amerikanische Freundschaft. Kurz zuvor enthüllte ein gewisser Edward Snowden PRISM. Doch der Besuch konnte die Wogen etwas glätten. Dann kam es knüppeldick. Immer weitere Enthüllungen und Peinlicheiten. So waren die USA nicht imstande, den Whistleblower nach Amerika zu schaffen. Blamage vor der ganzen Welt. Zudem ist nun eine ganze Reihe von Staats- und Regierungschefs sauer. Sie wurden abgehört. Als wenn das nicht schon genug Ärger für ein Jahr gewesen wäre, so legte ihm zuhause die Tea-Party ein gewaltiges Ei ins Nest. Sie würgten ihm den Haushalt ab. Schlecht für die PR. Insgesamt möchte man Obama doch nahelegen, das Jahr einfach zu vergessen und es 2014 besser zu machen.

23. Dezember 2013
von bgb
Keine Kommentare

Aufsteiger des Jahres 2013

Wo man auch hinschaut, überall wimmelt es zurzeit von Jahresrückblicken. Ob nun die spektakulärsten Geschehnisse, die emotionalsten TV-Momente oder einfach simples Revue passieren lassen, gegen Ende eines jeden Jahres ist es soweit, auch 2013.

Wir aber beschäftigen uns mit den Auf- und Absteigern 2013. In zwei Teilen. Zuerst die Aufsteiger:

Jorge Mario Bergoglio war an einem Frühlingsmorgen dieses Jahres noch ein einfacher Kardinal aus Südamerika. Am Abend war er weltweit bekannt als Papst Franziskus II. Mit Weitblick und Vision will er die katholische Kirche zur Kirche der Armen machen. Die katholische Kirche? Bisher eher aufgefallen durch hemmungslosen Prunk, wie ihn Tebartz van Elst praktizierte, unzählige Intrigen und Korruption. Franziskus gibt sich bescheiden, bodenständig und lässt schon jetzt mehr Reformen erkennen als seine vielen Vorgänger. Definitiv ein Aufsteiger. Er gibt zu hoffen, dass die Kirche irgendwann einmal im 21. Jahrhundert ankommen wird.

Wladimir Putin ist definitiv einer der größten Gewinner des Jahres. Hat er Russland endlich Demokratie oder den Rechtsstaat gebracht? Nein, aber dafür erwies er sich als äußerst fähiger Machtmensch. Homosexuelle und Opposition unterdrückt, Ukraine erpresst und die ganze Welt im Sicherheitsrat ausgebremst. Zugleich gab er sich als barmherziger Samariter, indem er den amerikanischen Nerd Snowden aufnahm, was Obama sehr verärgerte, und ließ Mitglieder von Pussy-Riot, die er im vorherigen Jahr noch ins Straflager warf, begnadigen. Sogar sein größter Feind Chodorkowski durfte seine Großzügigkeit erfahren, nachdem er ihn zehn Jahre im Knast versauern ließ. Zuckerbrot und Peitsche. Putin hat seinen Machiavelli gelesen. In diesem Jahr demonstrierte er sein ganzes Können.

Ebenfalls ein Gewinner ist der Mann, dem die Amigos huldigen, der Bayern in der ganzen Republik Gehör verschafft. Horst Seehofer ist mit absoluter Mehrheit erneut bayrischer Ministerpräsident und hat dem Koalitionsvertrag eine weiß-blaue Färbung verpasst. Die Presse kann nichts Schlechtes über ihn schreiben, weil sie nichts Schlechtes über ihn schreiben darf. Wenn man nicht wie das ZDF lebenslanges Aufenthaltsverbot in Bayern haben will, lobpreist man ihn besser. Seehofer polarisiert wie kein Zweiter, doch zweifellos war es für ihn ein erfolgreiches Jahr. Leider.

Von Sigi-Pop über Pannen-Peer zum Vizekanzler. So etwas kann nur ein Sigmar Gabriel schaffen. Wir können von ihm lernen, denn er vermag es eine Wahlklatsche in einen Triumph der Sozialdemokratie zu verwandeln. Ein Zauberer. Wenn er in den nächsten vier Jahren weiter zaubert, ist er Kanzler.

Last but not least die unglaubliche Mutti: Es war ihr Jahr. Fast ein ganzes Jahr lang keine Politik gemacht, ein typisches Merkeljahr, im Wahlkampf die Inhalte abgeräumt, die Wahl gewonnen, danach so stark wie noch nie. Als Unionschefin, Kanzlerin und Führerin Europas ist sie unangefochten. Was wird sie damit anfangen? Das wird erst das nächste Jahr zeigen. Erahnen lässt es sich nicht. Entweder leistet sie doch noch Großes, in Europa etwa oder sie macht weiter wie bisher.

Sie alle hatten dieses Jahr Erfolg. Mal sehen, ob sie nächstes Jahr auch noch dabei sind. Hier im nächsten Teil: Die traurigen Absteiger 2013 mit vielen (noch) bekannten Gesichtern.